Peter Jaenecke > Kognition

Über den Ursprung von Intelligenz

Kreativität wird als ein charakteristisches Merkmal von Intelligenz angesehen. Ein Vorgang gilt als kreativ, wenn er aus bestimmtem Eingangsmaterial etwas Neues, noch nicht in diesem Material Enthaltenes hervorbringt. Die Untersuchung von dem, was etwas Neues hervorbringen heißt, führt jedoch zu dem Dilemma: Neues aus dem Nichts erschaffen, ist technisch nicht möglich; etwas aus Altem hervorbringen, ergibt nichts wirklich Neues. Es lässt sich auflösen, wenn das Neue als ein Phänomen betrachtet wird, zu dessem Entstehen viele einzelne Elemente etwas beitragen. Speziell mit abstraktiven Prozessen lässt sich in diesem Sinn etwas Neues hervorbringen. Wir illustrieren sie anhand eines nachrichtentechnischen Modells, bei dem es darum geht, mit einem einfachen Algorithmus verstümmelte Sätze zu rekonstruieren; anschließend erläutern wir einige typischen Eigenschaften der abstraktiven Prozesse. Auch bei der biologischen Erregungsleitung treten Störungen auf und machen einen Korrekturvorgang mit abstraktiven Prozessen erforderlich. Es wird gezeigt, dass sie sich ferner dazu eignen, einen Speicher zu belegen; außerdem können sie Abstraktionen im eigentlichen Sinn ausführen. Dies legt den Schluss nahe: Das phylogenetisch auslösende Moment für die Entstehung von Intelligenz war die Notwendigkeit, sich mit Erregungsleitungsstörungen auseinandersetzen zu müssen.

Abstraktive Prozesse

Zahlreiche Experimente zur Erforschung der Sinneswahrnehmungen sowie der Gedächtnis- und Lernvorgänge haben gezeigt, dass es strukturbildende, sogenannte abstraktive Prozesse geben muss, die z.B. Bildmuster ausbilden und so die Wiedererkennung von Personen ermöglichen, oder die bestimmte für das Sprechen notwendige Lautmuster hervorbringen. Ein weiterer Hinweis auf die Existenz solcher Prozesse ist die assoziative Arbeitsweise des Gedächtnisses, denn sie setzt voraus, dass es gewisse abgrenzbare Einheiten gibt, die miteinander assoziativ verknüpft werden können. Mit einem einfachen Simulationsmodell werden die charakteristischen Eigenschaften eines abstraktiven Prozesses eingeführt und an Beispielen aus der Sinneswahrnehmung und des kindlichen Spracherwerbs veranschaulicht. Es ergibt sich, dass Chomskys These von der Existenz einer Universalgrammatik nicht gebraucht wird, um das Lernen und Befolgen von Grammatikregeln erklären zu können.

Mit Elektroden im Gehirn dem Bewußtsein auf der Spur?

Anmerkung zu Nikos K. Logothetis:
Das Sehen - ein Fenster zum Bewußtsein
Spektrum der Wissenschaft, Januar 2000, p. 36-43

Über den neuronalen Kode zur Sprache der Wahrnehmung?

Anmerkung zu Miguel A. L. Nicolelis & Sidarta Ribeiro:
Die Sprache der Wahrnehmung
Spektrum der Wissenschaft, Juni 2007, p. 50-57